Ruhiger Luxus
Ist das nur wieder eine Blabla-Obsession der Modepresse, die uns alle davon überzeugen will, dass etwas Neues und Innovatives im Gange ist und wir alle losrennen und Geld ausgeben müssen? Lassen Sie es uns herausfinden!
Als Inspiration diente Shiv Roy aus Succession - ihre aufwendig zusammengestellte Garderobe aus dezenten Klassikern hat die Prominenz in Verzückung versetzt. Angeblich besuchten die Stylisten der Sendung die exklusivsten Ateliers und Boutiquen New Yorks, um die Superreichen, oder das 1%, wie sie jetzt genannt werden, aus nächster Nähe zu beobachten, während sie stöberten, einkauften und Kontakte knüpften, in dem verzweifelten Bemühen, diese Gruppe genau darzustellen.
Das Aushängeschild der Elite der oberen Zehntausend ist Gwyneth Paltrow, die bei ihrem jüngsten Prozess ihre unaufdringlich luxuriöse Garderobe aus üppigem grauem Kaschmir und exquisiter Schneiderkunst so perfekt zur Schau stellte. Unzählige Spalten wurden ihrer dezenten Garderobe gewidmet, die sanft Reichtum, Geschmack und Exklusivität ausdrückte - anscheinend würden nur andere „Eingeweihte“ solch unaufdringlichen Luxus erkennen.
Was bedeutet „Quiet Luxury“ eigentlich?
Mein Verständnis ist:
- Keine offensichtlichen, auffälligen Markenzeichen oder Logos
- Keine erkennbaren Verzierungen, die Superreichheit schreien
- Es muss mühelos aussehen, nicht der geringste Anflug von übermäßiger Anstrengung.
- Wenig bekannte Labels, die sich nur die Elite leisten kann
- Klassisch, überwiegend neutral, mega teuer und ach so diskret
Meiner Meinung nach ist das nichts wirklich Neues oder Bahnbrechendes. Denken wir an frühere Stilikonen zurück, die die Essenz von stillem Luxus verkörperten. Ich verrate wahrscheinlich mein Alter, wenn ich an Katharine Hepburn in ihren exquisit geschnittenen, fließenden Hosen und luxuriösen, drapierten Hemden denke. Jackie O wäre definitiv dabei – im Dienst makellos schlichte Schneiderkunst und wunderschöne Pillbox-Hüte, in der Freizeit Caprihosen und Baumwollhemden. Natürlich verdient die wunderbare Audrey eine Erwähnung, ob prächtig in schwarzem Kleid und Perlen oder mit knabenhafter Kurzhaarfrisur auf einem Moped durch die Straßen von Rom fahrend. Mehr muss man nicht sagen …
Mir gehen die Superlative für Carolyn Bessette aus, der Inbegriff makelloser Schlichtheit, egal ob es um ihr elegantes, oft kopiertes, nie erreichtes Hochzeitskleid oder ihre ultracoole New Yorker Arbeitskleidung geht.
Seien wir mal ehrlich – 99 % von uns sind nicht superreich und dennoch kenne ich viele Frauen, die die zeitlose, zeitlose, dezente Eleganz ausstrahlen, die heute als stiller Luxus gilt. Die Oma von der Küste ist so was von letztem Jahr in ihrem luxuriösen Leinen und feinen Kaschmir, abgerundet mit einem Panamahut und Schildpatt-Sonnenbrillen. Gleiches Ethos – anderer Soundbite?
Meine beiden engsten Freunde sind weder berühmt noch reich. Beide lieben Kleidung.
Die eine trägt einen etwas cooleren Bohème-Look in ihrer klassischen Kleidung, die andere ist traditioneller und trägt eine mühelos schicke Garderobe aus neutralen Tönen und Basics für Erwachsene. Beide tragen Stücke von vor 20 und 30 Jahren – vielleicht kein Muss für das 1 % –, aber sie sind große Vertreterinnen des besseren und weniger Kaufens, meine ewigen Modehelden.
Leiser Luxus fühlt sich also eher wie eine neue Schlagzeile an als wie eine neue Denkweise. Ich kann mir die 1%-Marken nicht leisten, aber ich werde weiterhin an den dauerhaften Säulen festhalten, die mir gute Dienste geleistet haben -
Weniger ist immer mehr,
Langlebigkeit ist immer besser als Flüchtigkeit,
Perlen sind zeitlos,
Und,
Raffinierte Eleganz ist vielleicht nicht gerade schlagzeilenträchtig, aber für mich reicht es.
